Es begann mit der PorNO Kampagne

Die feministische Zeitschrift "Emma" startete 1978 eine Kampagne gegen das Magazin "Stern", um gegen dessen Frauenbild auf der Titelseite vorzugehen, welches nach Sichtweise von Alice Schwarzer und neun Mitklägerinnen als sexistisch zu verwerfen sei. Der Prozess wurde erwartungsgemäß verloren, weil es kein Gesetz gegen Sexismus gab und der Begriff "Sexismus" im deutschen Rechtswesen damals keinerlei Erwähnung fand. Der Richter Engelschall sprach das Urteil und drückte sein Bedauern über das Ergebnis sinngemäß wie folgt aus: "Er bedauere, dass es noch kein Gesetz gegen Sexismus gäbe und hoffe, dies sei in zehn Jahren anders. Dann würde er auch den Stern verurteilen können." (Emma am 1.1.2010)

Es folgten Jahrzehnte lang weitere mehr oder weniger absurde Prozesse. Diese dienten eher als Schauprozesse, um bestimmten Standpunkte der feministischen Weltsicht eine solide Bühne und mediale Strahlkraft zu geben. Weniger jedoch dienten sie der Rechtsprechung, die eher ein erwünschtes Fernziel war. Man kann die PorNO Kampagne zwar als von Anfang an gescheitert betrachten, muss jedoch auch einräumen, dass bestimmte Themen durch die Kampagne in die öffentliche Diskussion gehoben wurden. Was inhaltlich bleibt sind jedoch Versatzstücke feministischer Positionierungen zu Pornografie als Kunst, Ausdruck von Gesellschaftsverhältnissen und generelle mediale Aufmerksamkeit für die Interessen der feministischen Ideologie ebenso wie einige Hausaufgaben für das Rechtssystem der Bundesrepublik, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Missstände bzw. Lücken im System zu lenken und dort geeignet erscheinende Nachbesserungen zu erwirken.

PorYES ist die Antwort

Nachdem sich weite Teile des Feminismus viele Jahre lang als lust- und genussfeindliche Ideologie gebärdeten, entstanden in den 2000er Jahren neue feministische Strömungen, welche einen neuen und sexpositiven Blick auf die weibliche Sexualität allgemein und deren Darstellung in der Pornografie im Besonderen entwickelten. Hier sind die Produzentin und Regisseurin Erika Lust und die Darstellerin, Aktivistin und Medienschaffende Paulita Pappel in der öffentlichen Wahrnehmung als starke Meinungsbildnerinnen aufgetreten. Die Antwort auf die sinnesfeindlichen Strömungen im Feminismus war nun ein klares Commitment zu Genuss und Freude, indem reales Erleben der weiblichen Sexualität ebenso filmisch umgesetzt wurde, wie die Visualisierung der weiblichen Projektionen zum Thema Sexualität und Lust.

In diesem Zusammenhang wurden auch Themen wie transsexuelle, schwule, lesbische Pornografie und viele andere Formen sexuellen Austauschs thematisiert und gezeigt, wie sich diese Formen aus Sicht derer, die sie täglich leben, darstellen. Die Produktionen des Labels ersties spielten hier neben den Filmen von Erika Lust eine Pionierrolle, welche den Blick auf die moderne Pornografie erheblich neu gestalten. Dieser neue Stil ist geprägt von Fairness, bodypositiven und spielerischen Formen in möglichst alltäglichem, natürlichem Ambiente. Es wird immer wieder die Perspektive betont, dass das, was man sieht, jetzt grad nebenan oder im eigenen Leben geschehen kann. Es werden Darstellerinnen und Darsteller gebucht, die eben nicht den über die Jahrzehnte schablonenhaft vereinheitlichten und in großer Zahl silikongeformten Pornodarstellerinnen entsprechen, sondern den Typus der Nachbarin oder des Nachbars aufgreifen. Es sind Leute vom Kietz, wie wir sie jeden Tag auf der Straße sehen. Es werden Fantasien abgebildet, die realen Männern wie Frauen durch den Kopf gehen.

Der PorYES Award

Der PorYes Award wird für Werke und Schaffen vergeben, welches sich dieser neuen Sicht auf den Porno widmet. Ziel ist es, den Porno zu bejahen, seine positive und emanzipatorische Rolle zu fördern und neben queeren und sonstigen, bisweilen durch Wokismus überstrapazierte Themen, eben auch jene Sexwelten anzusprechen, die nicht dem "heteronormativ diskriminierenden" Mainstrem-Porno entsprechen. Die Formulierung ist ein gebräuchlicher Kampfbegriff, keine verallgemeinerungsfähige Beschreibung des großen Universums der Pornografie. Details zum PorYES Award finden sich auf der entsprechenden Webseite PorYES.de

Folgende Zusammenfassung stammt von der PorYES Webseite und fasst alle wesentlichen Aussagen zu diesem Thema zusammen:

2009 initiiert von Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin und Sexclusivitäten-Betreiberin Laura Méritt sowie Sex-Aktivistin und Fotografin Polly Fannlaf, setzt sich der feministische Pornfilmpreis PorYes für die respektvolle Darstellung aller Geschlechter und vielfältige Sexualitäten ein. Begleitet wird die öffentliche Verleihung von Diskursveranstaltungen, alles organisiert und animiert vom ehrenamtlichen Freudenfluss-Netzwerk. Die begehrte Auster, der wunderschöne PorYes- Preis, erhielten bereits Pionier*innen wie Candida Royalle, Annie Sprinkle & Joseph Kramer, Monika Treut, Shine Louise Houston oder queere Pornstars wie Jiz Lee, Buck Angel, Bishop Black uvm. Auch der Film Touch me von Adina Pintilie erlangte 2019 eine Auster.

PorYES Award Preisverleihung]

Feministischer Porno umfasst auch Hardcore Arbeiten

Es entwickeln sich verschiedene Ansätze im modernen, frauenfreundlichen Porno. Die Produktionen von ersties sind zumeist sehr girly. Die Darstellerinnen sind sehr jung, in aller Regel Amateurinnen und in viele Fällen das erste Mal vor der Kamera. Dadurch entsteht ein sehr natürliches, spielerisches Bild der Pornografie, welches eine enorm breite Zielgruppe adressiert. Die Produktionen von Erika Lust setzen einen Akzent in Richtung der hetero- und bisexuellen Fantasien. Sie beziehen all jene Themen ein, die im Traditionellen Sexuniversum der heteronormativen Konsumenten (im positiven Sinne) eher keine Rolle spielen. Die dritte Facette wird durch die Arbeiten des Studios hardwerk bedient. Hier finden wir die Antwort auf kink.com.

Dass verspielter girly Lesbenporn bei ersties durchaus mit solider hardcore action bei hardwerk verträgt, zeigt sich am cast der beiden Produktionen. So finden wir in beiden Fällen Stars wie Delfine Dahlia oder Lucy Huxley und natürlich Paulita Pappel.